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Dialog auf Augenhöhe

07. Mrz 2024

Gedankenaustausch der pax christi-Delegation in Kreisau

Zu einem „merklichen Ausbau von inhaltlich begleiteten Begegnungen und Projekten der deutschen mit der polnischen Zivilgesellschaft“ hat der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf aufgerufen. Dafür ist das internationale Begegnungshaus Kreisau ein gutes Beispiel. Der Präsident der Deutschen Sektion von pax christi hält es für wichtig, eine „gemeinsame Erinnerungskultur zu beleben“, um Polen von seiner Geschichte her „besser verstehen zu lernen und einen Beitrag zur Versöhnung in Europa zu leisten“. Anlass für seine Worte war der Gedankenaustausch einer deutschen pax christi-Delegation mit polnischen Gesprächspartnern in der Stiftung Kreisau für europäische Verständigung. Er fand im Rahmen der Friedenswallfahrt von pax christi nach Polen statt; 60 Jahre nach der ersten pax christi-Sühnewallfahrt nach Auschwitz.

Diese rief Dr. Robert Zurek ins Gedächtnis und meinte, Versöhnung sei „nie leicht – 1964 schon und heute wieder“. Ausschlaggebend wäre jetzt, dass „genug Ressourcen“ für intensivere Begegnungen zur Verfügung stehen müssten. Er riet zum „ernsthaften Versuch“, die „Andersartigkeit Polens“ zu verstehen.

Zurek, wie auch der Theologe, Philosoph und Publizist Sebastian Duda unterstrichen, dass tiefsitzende Ängste und Unsicherheitsgefühle bei Polinnen und Polen historisch begründet seien. Im 18. Jahrhundert sei die damalige Großmacht Polen innerlich zerfallen und dann das Gebiet zwischen Russland, Preußen und den Habsburgern aufgeteilt worden. Die 1918 begründete Demokratie sei gescheitert. Der von Deutschland entfachte Zweite Weltkrieg mit dem damit verbundenen Massenmord habe Polen „an den „Rand der Vernichtung gebracht“, so Zurek weiter. Der ab 1945 von der Sowjetunion aufgezwungene Kommunismus sei nicht befreiend gewesen. Und nach dieser Unterdrückung habe die Bevölkerung seit 1989 „rapide dynamische Veränderungen“ in der Gesellschaft verarbeiten müssen. Das alles hätten die Polinnen und Polen als „Bedrohung“ empfunden. Eine zunehmende Säkularisierung der Gesellschaft habe den Einfluss der katholischen Kirche insbesondere bei 20- bis 30-Jährigen stark zurückgehen lassen, so dass auch dadurch gemeinsame Identitätsstiftung verloren gegangen sei.

Duda fügte hinzu, dass die historischen, mit viel Leid verbundenen Erfahrungen des polnischen Volkes dazu führen, dass auch heutige Identitätskrisen mit Opfererfahrungen verbunden werden. „Die Schaffung einer gemeinsamen und lebendigen Erinnerungskultur ist nur durch eine Intensivierung des deutsch-polnischen Dialoges auf Augenhöhe und durch die Förderung von Begegnungen möglich“, sagte Gerold König, der Bundesvorsitzende von pax christi Deutschland in seinem abschließenden Statement.